20 Mai 2017
11:00 - 12:00
Großer Saal

Streuner, Straßenhunde in Europa

Beim Thema Straßenhunde gehen die Meinungen sehr auseinander. Die einen behaupten, das die Streuner generell und immer ein sehr schlechtes Leben führen, die anderen behaupten, das die Tiere vor Ort ein perfektes Rudelleben genießen dürfen. Eine objektive und neutrale Wiedergabe der Situation vor Ort gibt es kaum. Genau dies hat Stefan Kirchhoff dazu bewegt sich ein eigenes Bild zu machen. Der gelernte Tierpfleger mit 12 Jahren hauptberuflicher Erfahrung im Tierschutz, entschied sich das Leben der Straßenhunde vor Ort zu dokumentieren. Drei Monate lang bereiste er unter anderem 8 verschiedene Länder Europas und hielt alle Eindrücke dieser Reise fotografisch fest.

Das Ziel dieses Projektes ist es, es  Hundehaltern, Hundetrainer, Tierschützern und sonstigen Interessierten zu ermöglichen sich ein tatsächliches Bild vom Leben der Streuner machen zu können. Es werden Fragen beantwortet wie z.B. wie genau definiert man Straßenhunde? Ist jeder Auslandshund ein Straßenhund? Ist jeder Straßenhund verwildert und menschenscheu? Wo kommen all die Hunde her? Gibt es Besitzerhunde auf der Straße und wie werden sie sonst gehalten? Gibt es Vor- und Nachteile im Leben eines Streuners? Wie versorgen sie sich? Wie organisieren sie sich? Leben sie alle in einem Rudel? Wie sieht ihr Alltag aus? Etc.

Im Gegensatz zu dem was man hauptsächlich im Tierschutz, im Internet oder sonstigen Veröffentlichungen zum Thema Auslandshunde zu lesen bekommt, kann das Leben eines Streuners eben nicht nur durch grausame Situationen und Misshandlungen geprägt sein. Der Vortrag zeigt, das das ganze Thema weitaus komplexer und vielseitiger ist als man annehmen möchte.

Der Streuner als solches lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Tatsächliche Straßenhunde können sich vom Verhalten her stark unterscheiden. Überraschend viele von Ihnen sind Besitzerhunde. Diese gibt es sowohl freilaufend, als auch nicht freilaufend. Ob als Kettenhund, Verschlagshund, im Haus gehaltener Hund oder als Hofhund. Auch diese nicht freilaufenden Streuner landen eventuell bei uns in Deutschland und werden trotzdem oft als ehemalige Straßenhunde bezeichnet. Jeder Hund aus dem Ausland ist einzigartig und muss völlig individuell und unabhängig von seiner Herkunft oder Vergangenheit betrachtet werden.

Genau so unterschiedlich kann ihr Sozialsystem sein. Nur die wenigsten leben in tatsächlichen Rudeln/Familien. Die meisten leben in losen Gruppengemeinschaften oder sogar alleine. Ihr Alltag ist nicht nur durch Futtersuche und der Auseinandersetzung mit ständigen Gefahren geprägt. Neben der Futtersuche, wenn diese überhaupt notwendig ist,  ruhen die Tiere viel, sie beobachten ihre Umwelt, wachen und bewegen sich nur selten außerhalb ihres Revieres. Völlig unabhängig von menschlichen Zwangsmaßnahmen können sie sich jederzeit so Verhalten, wie und wann sie es möchten. Eigene  Entscheidungen zu treffen und diese auch auszuleben ist ein wichtiges Merkmal für Freiheit und Lebensqualität.

Freiheit ohne Gefahren ist für niemanden möglich und natürlich wird auch auf die negativen Seiten des Streunerlebens eingegangen, da diese aber überdurchschnittlich oft in den Medien präsent sind, verzichtet Stefan Kirchhoff auf die Verwendung der typischen Horrorbilder und zeigt eine andere, reale und objektiv betrachtete Welt der Straßenhunde, mit all ihren Vor und Nachteilen.

Fakt ist, es gibt eine gute Lebensqualität auf der Straße. Den Hunden kann es dort richtig gut gehen. Die Frage ist nur für wie lange?

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